Der BDIP widmete sich in den vergangenen Jahren zahlreichen hochaktuellen Themen im Bereich eGovernment, SocialMedia und Mobile. Geprägt war die Diskussion von den Interessen und dem Bedarf der BDIP-Mitglieder aus den großen Städten. Die geführten Gespräche der jüngeren Vergangenheit zeigen, dass die kleinen Städte und Gemeinden mit ganz anderen Problemen und Herausforderungen konfrontiert sind als die Großstädte. Daher hat der BDIP sich in diesem Jahr wieder dem Thema der Portale an sich gewidmet und möchte damit auch verstärkt kleine Kommunen ansprechen.
Die Situation der kleinen Verwaltungen ist geprägt von Ressourcenmangel auf allen Ebenen. Neben den fehlenden Mitteln für die Beschaffung von nicht zwingend notwendigen IT-Lösungen fehlt es auch an dem Personal zur Betreuung solcher Lösungen und der redaktionellen Arbeit. Dies gilt in der jüngeren Vergangenheit umso mehr, da zahlreiche zusätzliche zeitintensive Internet-Aufgaben wie z.B. SocialMedia auf die Verwaltungen zugekommen sind.
Die von großen Städten eingesetzten CMS-Systeme zum Aufbau der Internetportale sind für kleine Kommunen finanziell nicht tragbar. Zumeist sind diese Lösungen auch mit umfangreichen Dienstleistungen zum Aufbau eines Webauftrittes verbunden, die eine solche Lösung zusätzlich verteuern. Damit fehlt es bereits an dem professionellen Handwerkszeug zur Umsetzung aktueller Anforderungen und Standards. Hinzu kommt die notwendige Schulung des mit der Internet-Redaktion beauftragten Personals. Kommunen, die auf die Alternative OpenSource ausweichen müssen oft erleben, dass die Folgekosten enorm sind da zur Betreuung und Nutzung dieser Lösungen sehr umfassendes IT-KnowHow erforderlich ist. So muss hier oft auf externe (teure) Agenturen als Dienstleister ausgewichen werden, die vermeintlich kostenlose Lösungen sehr teuer machen.
Bei kleinen Gemeinden ist die Veröffentlichungsfrequenz von Inhalten oft deutlich niedriger als in Großstädten. Hierdurch kann sich bei den Redakteuren nicht die Routine täglicher Arbeitsgänge einstellen. Der Zeitbedarf für die gleichen Tätigkeiten ist so in den kleinen Kommunen deutlich höher als in den großen Verwaltungen. Hinzu kommt, dass Redakteure in kleinen Verwaltungen oft selbst die Kanäle SocialMedia, Presse und Print mit Informationen versorgen, was umfangreiche Kenntnisse in völlig unterschiedlichen Bereichen erfordert. Hier entsteht eine Diskrepanz zwischen der oft geringen Bezahlung und den hohen Anforderungen an diese Mitarbeiter. Kompetenzträger mit dem beschriebenen KnowHow-Profil wandern gerade bei der aktuellen Arbeitsmarktlage in die Wirtschaft ab.
Bei all diesen Problemen ist es verständlich, wenn kleine Kommunen bei den aktuellen Trends den Anschluss verlieren und so weniger attraktiv für Bürger und Unternehmen erscheinen. Hier bedarf es zukünftig neuer Lösungsansätze, um eine Wettbewerbsfähigkeit kleiner Kommunen zu erhalten und den Bürgern eine gleichmäßige Servicequalität im Land zur Verfügung zu stellen. Hier gilt es verschiedene Lösungsansätze zu beleuchten und zu diskutieren. Das Spektrum von Lösungsmöglichkeiten geht von der Konzentration bestimmter Aufgaben auf Landkreise oder kommunale Gemeinschaften, über den Einsatz spezialisierter vereinfachter IT-Anwendungen für kleine Kommunen bis zu Sponsoring oder werbefinanzierter Angebote.