25.11.2023 · Beim 3. Online-Expertenforum des BDIP am 24.11.2023 erhielten mehr als 60 Teilnehmer*innen aus den Kommunen, Regionen, Landkreisen, den Ländern, dem Bund sowie den Dienstleistern aus der gesamten Bundesrepublik komprimiert und fundiert Antworten auf die Frage „Ist KI bei Online-Services nicht mehr wegzudenken?“
Hierzu wurde das Ergebnis einer zuvor unter den Teilnehmer*innen durchgeführte „KI-Befragung“ vom BDIP präsentiert, von dem ausgewiesenen Experten, Herrn Professor Jörn von Lucke von der Zeppelin Universität, Friedrichshafen, ein umfassender Rundumblick in Sachen „KI in der öffentlichen Verwaltung“ gegeben sowie mit einem „Best Practice-Bericht“ von Frau Jutta Krey vom IT-Referat der Landeshauptstadt München zur praktischen Anwendung von KI bei der Auswertung des Nutzer*innenverhaltens präsentiert.
Ergebnisse der BDIP-Umfrage zu KI in der Öffentlichen Verwaltung
Die BDIP-Umfrage zeigt, dass die Teilnehmenden ein hohes Interesse und Vertrauen in KI haben, aber auch einige Bedenken und Vorbehalte. Die meisten fühlen sich gut informiert über KI in ihrer Organisation und sehen einen großen Nutzen für die öffentliche Verwaltung, vor allem für Chatbots. Allerdings sind sie noch nicht bereit, sich von KI bei ihren eigenen Verwaltungsvorgängen helfen zu lassen, da sie mehr Transparenz, Zuverlässigkeit und Datenschutz von KI erwarten. Die Umfrage unterstreicht auch die Wichtigkeit einer zentralen Stelle zum Thema KI in jeder Organisation.
Details der BDIP-Umfrage:
- • Die Mehrheit der Teilnehmenden (über 50%) fühlt sich gut oder sehr gut über KI informiert in der eigenen Organisation.
- • Die Teilnehmenden sehen einen sehr hohen Nutzen von KI für die öffentliche Verwaltung (rund 60%).
- • Die häufigste Anwendung von KI in der öffentlichen Verwaltung ist der Einsatz von Chatbots, wie z.B. ChatGPT (58%).
- • Die Teilnehmenden sind jedoch noch nicht bereit, sich bei ihren persönlichen Verwaltungsvorgängen von KI unterstützen zu lassen (38 %) oder möchten sich vorher erstmal damit beschäftigen (46 %).
- • Die größten Bedenken der Teilnehmenden betreffen die Transparenz der KI (26 %) und ihrer Ergebnisse/Zuverlässigkeit (38%) sowie den Datenschutz (33 %). Ethische Fragen oder Angst um den Arbeitsplatz/Konkurrenzdruck spielen hingegen keine große Rolle.
- • Die Umfrage zeigt, dass es einen großen Bedarf an einer zentralen Stelle zum Thema KI in der öffentlichen Verwaltung gibt, die die Teilnehmenden informiert, berät und unterstützt. Rund 83 % der Teilnehmenden halten dies für wichtig oder sehr wichtig.
Frage beantwortet:
„Ist KI bei Online-Services nicht mehr wegzudenken?“
Um es vorweg zu nehmen: Die Antwort auf die gestellte Frage kann auf Grundlage der Vorträge des diesjährigen Expertenforums eindeutig mit „ja“ beantwortet werden. Das bedeutet: KI ist bei Online-Services und natürlich auch in vielen anderen Bereichen der Verwaltungen auf allen Ebenen in Zukunft nicht mehr wegzudenken.
Expertenwissen Professor Jörn von Lucke von der Zeppelin Universität, Friedrichshafen zum Thema KI in der Öffentlichen Verwaltung
So zeigte Professor von der Lucke in seinem Vortrag ein ganzes Bündel an Einsatzfeldern für den Einsatz künstlicher Intelligenz in den Verwaltungen der Bundesrepublik auf:
Professor von der Lucke zeigte zahlreiche Bereich für den Einsatz von KI in der Verwaltung – neben den virtuellen („Chatbot-) Assistenten auf, wie z. B. Verteilung, Filterung, Auswertung und Sortierung von Ideen und Argumenten, Vertragsanalysen, portalbasierte Sprachkommunikation, Diktier- und Transkriptionsdiensten oder der Stadtentwicklung.
Ein Beispiel ist die Verwendung von KI im Kontext der Bürgerbeteiligung, um Ideen zu sammeln, zu sortieren, Argumente zuzuordnen und dadurch die Auswertung enorm zu beschleunigen. Ein weiteres Beispiel ist die Nutzung von KI, um Verträge und Entwürfe kritisch zu überprüfen. Darüber hinaus kann KI auch im Bürgerkontakt eingesetzt werden, um die Interessen, Fragen und Anregungen der Bürger besser entgegenzunehmen.
Besonders interessant für die zukünftige Erschließung von Service-Leistungen einer Stadtverwaltung ist die Verknüpfung z. B. eines Service-Portals bzw. dessen Inhalte mit einem Sprachmodell wie ChatGPT.
Insgesamt bietet die KI in der öffentlichen Verwaltung viele Möglichkeiten, um Prozesse zu optimieren und die Effizienz zu steigern.
In seiner umfassenden SWOT-Analyse und der Technikfolgeabschätzungen hob Professor von der Lucke u. a. die fehlende Sensivibilität der KI gegenüber falschen Informationen und sogenannte Halluzinationen (unwahre Aussagen, die aber zunächst möglich bzw. real und faktisch richtig erscheinen) hervor. Daher sei eine kritische Reflektion und ein ausreichendes Maß man Medienkompetenz sowohl bei den Absender*innen als auch den Rezipient*innen erforderlich. Auch sei u. a. die Möglichkeit durch böswillige Manipulation die Frage der Haftung bei falschen Informationen im z. B. „Stadtname GPT“ zu berücksichtigen. Mit einem Bündel an Hilfestellungen, Forderungen sowie Empfehlungen für und an die Verwaltungen, Portalbetreiber, die Politik und die staatliche Infrastruktur rundete Professor von der Lucke seinen Vortrag ab.
Best-Practice-Bericht:
KI im Einsatz in München bei der Auswertung des Nutzer*innenverhaltens
Der fundierte Gesamtüberblick zum Thema KI wurde ergänzt durch den umfassenden Best-Practice-Bericht von Frau Jutta Krey vom IT-Referat der Landeshauptstadt München; Sie berichtete aus der dortigen OZG-Umsetzung, wie Feedback für die rund 230 selbst entwickelten Online-Dienste aufgenommen und zur kontinuierlichen Steigerung der User Experience verwendet wird. Ihr Kollege Steffen Wüstewald zeigte anhand realer Messdaten, welche Indikatoren mit Matomo ausgewertet werden und welche Schlussfolgerungen daraus der Verwaltung dienlich sind, während Peter Gegner den nahezu abgeschlossenen Entwicklungsstand der Fachanwendung zur KI-assistierten Auswertung des Nutzerfeedbacks präsentierte. Besonders lehrreich waren dabei die Erkenntnisse aus Werdegang des Projektes hin zur Auswahl der bestgeeigneten Analyse-Algorithmen. Ein zukünftiger Ansatz auf Nachfrage des BDIP könnte darin bestehen, die vielversprechenden KI-basierten Auswertungs-Routinen hin zu einer Art „KI-EFA-Auswertungs-Software“ zu entwickeln bzw. verfügbar zu machen.
Live-Mitschnitt der Veranstaltung sowie Präsentationsfolien
Ein Live-Mitschnitt sowie die Folien des Vortrags von Herrn Prof. von Lucke sowie von Frau Jutta Krey vom IT-Referat der Landeshauptstadt München stehen für Mitglieder selbstverständlich als Download zur Verfügung.
Sollten Sie noch kein Mitglied sein, so nutzen Sie gern unseren Mitgliedsantrag. Mitglieder erhalten neben solchen exklusiven Inhalten z. B. auch Rabat bei den kostenpflichtigen, jährlichen Expertenforen, Kaminabenden oder Workshops im Roten Rathaus, dem Reichstag oder der Parlamentarische Gesellschaft in Berlin.
Rückfragen jederzeit gern an: info@bdip.de